7. Oktober – Welttag der menschenwürdigen Arbeit
Der Welttag der menschenwürdigen Arbeit wurde vom Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) ins Leben gerufen und zum ersten Mal im Jahr 2008 begangen. An diesem Tag machen Gewerkschaften und Sozialverbände weltweit verstärkt auf Missstände in der Arbeitswelt aufmerksam und treten für menschenwürdige Arbeitsbedingungen ein. Würdige Arbeit beinhaltet das Verbot von Kinderarbeit, die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsplatz, gerechte und existenzsichernde Entlohnung, soziale Sicherung, einen hinreichenden Arbeitsschutz, Schutz der Umwelt und Koalitionsfreiheit.
Kinderarbeit
Nach Schätzungen der Internationale Arbeitsorganisation (ILO) arbeiten rund 160 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und 17 Jahren unter Bedingungen, die als Kinderarbeit einzustufen sind (97 Millionen Jungen, 63 Millionen Mädchen).
Sklavenarbeit
Sklaverei ist offiziell seit mehr als 150 Jahren weltweit abgeschafft – leider jedoch nur auf dem Papier. Schätzungsweise sind mehr als 40 Millionen Menschen weltweit von moderner Sklaverei betroffen (Global Slavery Index 2016), davon sind allein ca. 21 Millionen Menschen Opfer von Zwangsarbeit. Auch in Europa und Deutschland arbeiten viele Tausende Menschen unter sklavereiähnlichen Bedingungen.
Soziale Sicherung
Im Jahr 2020 waren nur 46,9 Prozent der Weltbevölkerung effektiv durch mindestens eine Sozialleistung abgedeckt, während die übrigen 53,1 Prozent– immerhin 4,1 Milliarden Menschen – komplett ohne entsprechende Absicherung waren (ILO).
Arbeitsschutz
Die Zahlen sind alarmierend hoch: Über 2,7 Millionen Menschen sterben jährlich aufgrund unzureichender Arbeitsbedingungen. Die meisten Unfälle passieren in Billiglohnländern wie Indien, Bangladesch oder Pakistan. Wie ist die Situation in Deutschland? Deutschlandweit gab es im Jahr 2020 im Bereich der gewerblichen Wirtschaft 399 Todesfälle und 760.492 meldepflichtige Arbeitsunfälle mit einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen. Das entspricht einem Arbeitsunfallrisiko von 18,45 je 1.000 Vollmitarbeitern (Quelle: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – DGUV).
Ungleichbehandlung von Frauen
In vielen Gesellschaften wird die härteste Arbeit von Frauen geleistet – aber sehr schlecht bezahlt. Dass Frauen auch bei gleicher Leistung oft weniger Geld verdienen als ihre männlichen Kollegen, wurde in vielen Studien nachgewiesen. Das ist in vielen Weltregionen eine existenzbedrohende Ungerechtigkeit. Frauen verdienen jedoch im weltweiten Durchschnitt nicht nur 23 Prozent weniger als Männer – für viele Tätigkeiten werden sie sogar gar nicht bezahlt. Demnach leisten Frauen auf der Welt täglich die schier unglaubliche Zahl von 12,5 Milliarden Stunden Arbeit, ohne auch nur einen Cent dafür zu verdienen (Oxfam).
Prekäre Beschäftigung in Deutschland
Rund sieben Millionen Erwerbstätige arbeiten in Deutschland in atypischen (prekären) Beschäftigungsverhältnissen. Das sind 20,9 Prozent der insgesamt 33,4 Millionen abhängig Beschäftigten (Neue Osnabrücker Zeitung / September 2021).
Risikofaktoren für prekäre Beschäftigung sind:
• Einkommen unter dem Existenzminimum
• Stundenlohn unterhalb der Niedriglohnschwelle
• Tätigkeiten ohne erforderliche Ausbildung („einfache“ Arbeit)
• überdurchschnittliches Erwerbslosigkeitsrisiko
• Tätigkeiten mit Gesundheitsrisiko oder physischer Belastung
• Beschäftigung ist nicht sozialversicherungspflichtig
• kein Kündigungsschutz
Sind mindestens zwei der sieben Indikatoren zutreffend, wird die Beschäftigung als prekär eingestuft. Waren Erwerbstätige fünf Jahre oder länger prekär beschäftigt, gelten sie als dauerhaft prekär beschäftigt.